Obstbaumschnitt
- Silvia Fischer

- 25. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Ein Schnitt ist unverzichtbar, wenn Sie auf Dauer schöne Früchte ernten wollen. Beobachten Sie genau, wie der Baum darauf reagiert. So werden Sie jedes Jahr sicherer, wenn Sie die Schere in der Hand haben.

Sobald es im Winter oder Frühling frostfreie Tage gibt, können Sie mit dem Schnitt beginnen. Unterlassen Sie diesen nicht aus Angst, Fehler zu machen. Das Nichtschneiden ist der größte Fehler! Zum Thema Baumschnitt gibt es hundert Bücher und tausend Experten. Zudem sind die Schnittvorstellungen permanenter Veränderung unterworfen. Lassen Sie sich dadurch nicht beirren. Wenn Sie die hier vorgestellten Grundsätze mehr oder weniger einhalten, kann das Ergebnis jedem fachkundigen Blick standhalten.
Das beschriebene Schnittverfahren bezieht sich auf die Buschbäume, Halb- und Hochstämme, nicht auf Spindelbäume und Spaliere.
Ausgenommen sind auch Kirschen, die werden nach der Ernte geschnitten.
Stark wachsende Bäume können Sie etwas bremsen, wenn Sie den Schnitt während oder nach der Blüte durchführen.
Erste Maßnahme: der Pflanzschnitt
Haben Sie Ihren Obstbaum gerade gepflanzt, dann ist ein besonderer Schnitt fällig. Beim sogenannten Pflanzschnitt schneiden Sie die Äste um ein Drittel ihrer Länge zurück. Belassen Sie nur drei Leitäste an Apfel und Birne, bei Zwetschgen und Sauerkirsche 4 - 5. Am besten lassen Sie den Pflanzschnitt gleich in der Baumschule durchführen. Die Leitäste sollten in einem Winkel von 45 Grad abgehen, dazu müssen Sie diese mithilfe von Wäscheklammern abspreizen oder mit Gewichten herunterbinden.
Obstbäume erziehen
In den folgenden Jahren wird der Baum versuchen, möglichst steil nach oben zu wachsen. Das verhindern Sie mit einem Erziehungsschnitt.
Sie sollten nur einen einzigen senkrechten Trieb, die Stammverlängerung, anstreben.
Diesen schneiden Sie konsequent jedes Jahr um ein Drittel zurück.
Alle Steiläste, die sich bilden, sollten Sie herausschneiden.
Nach oben gebogene Seitenastverlängerungen kürzen Sie bis auf einen flach wachsenden Seitenast ein. Dieses Verfahren heißt "Ableiten". Alle Seitenäste sollten in etwa auf gleicher Höhe enden.
Das oberste Auge am geschnittenen Trieb sollte immer nach außen zeigen. So stellen Sie sicher, dass die neu entstehenden Triebe ausreichend Licht bekommen.
Die ideale Form
Streben Sie beim Schneiden des Obstbaums - egal welcher Art - eine Pyramidenform mit einem spitzen Winkel von 90 Grad an.
Wächst der Baum sehr stark in die Höhe, schneiden Sie ihn kräftig zurück. Ist er eher schwachwüchsig, kann dies auch einmal unterbleiben.
Zwischen den Seitenästen, die der Stammverlängerung entspringen, sollte ein Abstand von ca. 1 m sein. Achten Sie darauf, dass die Seitenäste nicht in einem spitzen Winkel abgehen. Solche sogenannten Schlitzäste sind nicht stabil mit dem Haupttrieb verwachsen.
Es besteht die Gefahr, dass sie später brechen oder ausreißen. Spreizen Sie die Äste notfalls mithilfe von Spreizhölzern ab. Diese sollten im rechten Winkel auf den Trieben aufliegen, damit sie stabil sitzen. Eingeschnittene Kerben sorgen dafür, dass sie nicht abrutschen.
Prüfen Sie im Sommer, ob die Sonne auch das Kroneninnere bescheint. Wenn Sie auf flach stehende Äste und eine gute Belichtung achten, haben Sie alles richtig gemacht.
Partien, die dauerhaft beschattet sind, müssen Sie auslichten, indem Sie Äste bis auf einen flachen Seitenast zurückschneiden. Schneiden Sie keinesfalls grundsätzlich jedes Ästchen zurück.
Verjüngung durch Erhaltungsschnitt
Der Erhaltungsschnitt bremst übermäßiges Wachstum, ersetzt vergreistes Fruchtholz und bewahrt viele Fruchttriebe.
Beim Schnitt sollten Sie beachten, dass ein Trieb immer an seiner höchsten Stelle weiterwächst. Zieht der Obstbehang die Zweige bogig nach unten, so bildet sich am Scheitelpunkt des Bogens ein Neutrieb, der schräg nach oben wächst. Die im Moment tragenden Fruchtäste sind nun von diesem Trieb beschattet. Da sie durch das Gewicht der Früchte nach unten hängen, werden sie auch nur noch begrenzt mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Hier wachsen lediglich wenige Früchte von minderer Qualität.
Das abgeerntete Fruchtholz sollten Sie deshalb kurz hinter dem neu gebildeten Trieb abschneiden, ebenso kranke und nach innen wachsende Äste. Ist der Neutrieb zu lang, können Sie diesen einkürzen.
Achten Sie aber bei allen Schnittmaßnahmen darauf, dass die Pyramidenform beizubehalten. Nicht fachgerecht ist es, wenn Sie die Neutriebe abschneiden und nur die bogig nach unten hängenden Äste belassen.
Aufmerksames Beobachten
Um den Baum im Ertrag zu halten, müssen Sie altes Holz ausschneiden und neues belassen. Diese Regel gilt immer, überall und für alle Obstarten. Einen Erhaltungsschnitt müssen Sie nicht jedes Jahr durchführen, sondern erst dann, wenn genügend altes Fruchtholz vorhanden ist. Bei der Ernte sehen Sie an den Früchten, ob sie groß und gut ausgefärbt sind. Ist dies nicht der Fall, bekommen sie nicht genug Sonne. Diese Partie müssen Sie dann auslichten.
Artenspezifisches Vorgehen
Bei allen Schnittarbeiten gilt: Lieber einen großen Ast herausnehmen als zehn kleine!
Apfel, Birne und Sauerkirsche: Schneiden Sie nicht an jedem kleinen Zweig herum. Entweder der Ast ist überflüssig, oder er ist es nicht. Jeden Neutrieb zurückzuschneiden ist nicht sinnvoll und mindert den Ertrag.
Pfirsich und Nektarine: Diese Arten sollten Sie jährlich stark zurückschneiden, sonst vergreisen Sie schnell. Bester Schnittzeitpunkt ist die Blüte. Ganz wichtig ist, Triebe ohne Blüten auf 1 - 3 Augen zurückzunehmen.
Süßkirsche: Wird Ihr Kirschbaum zu hoch, so kürzen Sie die entsprechenden Äste am besten einfach bis zu einem Seitenast ein. Dieses Vorgehen ist auch während der Ernte möglich, Sie sparen sich dann viel Kletterei.
Zwetschge und Mirabelle: Wird die Krone zu dicht, sollten Sie alle paar Jahre vergreiste Äste herausnehmen.
Obstbäume erziehen
Unterschiedliche Schnitttypen:
Obstgehölze sollten hochwertige und aromatische Früchte hervorbringen. Dazu brauchen sie - je nach Alter des Fruchtgehölzes - den richtigen Schnitt zum richtigen Zeitpunkt. In den folgenden Jahren "erziehen" Sie das Gehölz hin zur angestrebten Form. Danach führt man Erhaltungsschnitte durch und verjüngt bei Bedarf.

Kürzen Sie beim Pflanzschnitt die Äste ein, belassen Sie lediglich drei starke Hauptäste am Baum.

Fördern Sie den Aufbau eines stabilen Gerüstes. Nach innen wachsende Triebe sollten Sie entfernen

Bewahren Sie die Vitalität der Gerüst- und Fruchttriebe. Altes Fruchtholz sollten Sie entfernen.

